Soziale Netzwerke
Jeder siebte Flüchtling hat keine Freunde in Nürnberg. Vergleicht man die Netzwerke der Geflüchteten, zeigen sich große Unterschiede.
Wir fragten nach der Anzahl an Freunden in Nürnberg und Umgebung, im Rest von Deutschland und im Ausland. Um die sozialen Netzwerke noch genauer zu beschreiben, verwendeten wir sogenannte Namensgeneratoren. Dabei werden die Befragten gebeten, Vornamen (oder die ersten Buchstaben) von den Personen aufzuschreiben, mit denen sie z.B. ihre Freizeit verbringen. Weitere Informationen zur Methodik der Namensgeneratoren finden Sie hier.Freunde in Deutschland und weltweit
Während für die Grafik oben nach Freunden in Nürnberg und Umgebung gefragt wurde, sind in der nächsten Grafik die Freunde im Rest von Deutschland dargestellt.
Addiert man die Freunde in Nürnberg und im Rest von Deutschland wird deutlich, dass 12% der Flüchtlinge gar keine Freunde in Deutschland haben.
In einer weiteren Frage wollten wir wissen, wie viele Freunde im Ausland leben.
Die Anzahl der Freunde in Nürnberg korreliert mit einigen anderen Variablen (Details finden sich hier). So geben jüngere Geflüchtete signifikant mehr Freunde an, ebenso wie Männer im Vergleich zu Frauen. Auch mit dem Ankunftsdatum in Nürnberg zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang: Je länger jemand da ist, desto mehr Freunde hat er hier. Mehr Freundschaften haben zudem Flüchtlinge, die arbeiten, die häufiger öffentliche Kulturangebote besuchen, die öfter gemeinsamen Sport mit anderen machen und die häufiger Cafes, Restaurants und Diskos oder die Wohnung von Freunden und Bekannten besuchen.
Große Varianz bei der Anzahl an Freizeitkontakten
Wir fragten im Rahmen unserer Namensgeneratoren nach konkreten Personen. Der erste Namensgenerator lautete: Mit welchen Personen, die in Nürnberg und Umgebung leben, verbringen Sie Ihre Freizeit? Also wen laden Sie z.B. nach Hause ein oder von wem werden Sie nach Hause eingeladen? Mit wem unternehmen Sie Freizeitaktivitäten außerhalb des Hauses? Bitte schreiben Sie die Vornamen dieser Personen auf."
Während 6% der Geflüchteten keine Personen aufschreiben konnten, nannten 16% mindestens 11 Personen.
Es zeigen sich keine statistisch signifikanten Zusammenhänge mit dem Geschlecht, dem Alter, der Schulbildung oder dem Ankunftsdatum der Befragten. Allerdings zeigen sich schwache signifikante Zusammenhänge zwischen der Anzahl an Freizeitkontakten und der Häufigkeit des Besuchs der Kita des Kindes, dem Besuch von Cafés, Restaurants und Diskos, sowie dem Besuch von Freunden und Verwandten zuhause.
Meist nur wenige Personen, die helfen oder mit denen man Probleme bespricht
Der zweite Namensgenerator lautete: "Welche Leute helfen Ihnen hier in Nürnberg z.B. bei der Erledigung von Besorgungen, dem Ausfüllen von Formularen oder unterstützen Sie bei der Betreuung von Kindern oder alten Menschen?"
Jeder fünfte Geflüchtete konnte keine Person aufschreiben, die ihm oder ihr hilft. Die meisten nennen ein bis zwei Personen, auch Deutsche spielen eine bedeutsame Rolle, wie wir hier darstellen.
Auch hier zeigen sich kaum statistisch signifikante Zusammenhänge mit den anderen Variablen. Interessant ist aber, dass Flüchtlinge, die häufiger Kirchen und deren Angebote besuchen, auch mehr Personen kennen, die ihnen helfen. Für den Besuch von Moscheen lässt sich z.B. kein signifikanter Zusammenhang nachweisen. Das ist bemerkenswert, da die überwiegend muslimischen Geflüchteten in Moscheen mehr persönliche Anknüpfungspunkte finden und auch allgemein die Verständigung mit anderen Moscheebesuchern leichter fallen dürfte, als mit Besuchern von Kirchenveranstaltungen. Trotzdem treffen sie in Kirchen häufiger Menschen, die ihnen helfen. Ein möglicher Grund könnte sein, dass sie in Kirchen mehr deutsche Ehrenamtliche treffen. Das Ergebnis zeigt allgemein die Bedeutung von kirchlichen Angeboten und den dort entstehenden sozialen Netzwerken.
Auch wenn man Kurse besucht kennt man etwas häufiger Menschen, die helfen.
Der dritte Namensgenerator lautete: "An welche Personen, die hier in Nürnberg und Umgebung leben, wenden Sie sich, um wichtige Dinge oder Probleme zu besprechen?"
Jeder vierte Geflüchtete hat keine Person in Nürnberg und Umgebung, mit der er oder sie Probleme bespricht. Am häufigsten wurden ein oder zwei Personen aufgeschrieben.
Hier lassen sich in der Studie keinerlei statistisch signifikante
Zusammenhänge mit anderen Variablen finden.