Qualitative Interviews
Wir führten insgesamt elf Leitfadeninterviews mit Geflüchteten. Mit Hilfe von Netzwerkkarten stellten die Befragten ihre sozialen Netzwerke visuell dar.
Auf dieser Seite stellen wir methodische Aspekte der qualitativen Interviews dar. Ausgewählte Ergebnisse und Netzwerke finden Sie auf den Folgeseiten Netzwerk I, Netzwerk II, Netzwerk III, Netzwerk IV und Netzwerk V.
Elf Interwiews mit Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern
Vor unserer quantitativen Erhebung mit 150 Geflüchteten haben wir zunächst drei Flüchtlinge methodisch offen befragt, um die Interview-Situation und die verschiedenen Instrumente der Netzwerkforschung zu testen. Im Rahmen seiner Masterarbeit führte Benjamin Döß zudem acht weitere qualitative Interviews mit Geflüchten und verwendete dafür Netzwerkkarten. Alle Interviews wurden mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Der Kontakt zu den Geflüchteten wurde über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gemeinschaftsunterkünften hergestellt. Bei der Auswahl wurde versucht, eine möglichst große Bandbreite an Lebensituationen zu repräsentieren. Daher wurden erwachsene Personen aus verschiedenen Herkunftsländern und mit unterschiedlichem Familienstand befragt.Acht der Befragten lebten in Gemeinschaftsunterkünften, drei bereits in eigenen Wohnungen.
Visualisierung der Netzwerke
Um die sozialen Netzwerke der Geflüchteten zu erfassen, wurden sogenannte Netzwerkkarten verwendet. Sie zeigen eindrücklich, wie die Befragten sozial eingebunden sind. Fünf ausgewählte Fälle werden auf den folgenden Seiten dargestellt. Die Namen der Befragten wurden geändert.
Die Bedeutung der sozialen Kontakte
In Netzwerkkarten werden wichtige Personen um das Ego, welches sich in der Mitte befindet, platziert. Die Entfernung zum Ego bzw. zur Kartenmitte gibt die Nähe und Relevanz der Beziehung wieder (Fuhse 2018, S. 143).
Die befragten Flüchtlinge gaben zunächst an, welche Personen in Nürnberg für sie wichtig sind. Daraufhin konnten sie die Kontakte in "sehr wichtig", "wichtig" oder "weniger wichtig" unterscheiden. Je näher Personen in den dargestellten Netzwerkkarten am Mittelpunkt sind, desto wichtiger werden sie von der oder dem Befragten eingeschätzt.
Zuordnung der Kontakte zu vier Lebensbereichen
In Netzwerkkarten können Sektoren unterschieden werden, z.B. hinsichtlich der Lebensbereiche, in denen der Kontakt stattfindet (Fuhse 2018, S. 144).
Auf unseren Netzwerkkarten werden die Sektoren "Wohnen", "Schule/Arbeit/Kurse", "Freizeit" und "Fachstellen/Behörden" unterschieden. Im Sektor "Wohnen" sind die Personen eingetragen, mit denen der Befragte zusammen lebt oder Nachbarn, mit denen er Kontakt hat. Im Sektor "Fachstellen/Behörden" werden beispielsweise Ärzte, Sozialarbeiter oder Dolmetcher verortet.
Herkunft und Geschlecht der wichtigen Personen
Schließlich wurden die Geflüchteten gefragt, woher diese wichtigen Personen kommen. Dabei wurde zwischen eigener Ethnie (orange bzw. orange mit rotem Kreis für Familienangehörige), deutsch (blau) und weder deutsche noch eigene Ethnie (grün) unterschieden. Zudem gaben sie an, ob es sich um männliche (Dreieck) oder weibliche (Kreis) Kontaktpersonen handelt.