Orte und Aktivitäten

Die Mehrheit der Geflüchteten besucht regelmäßig öffentliche Angebote wie Kino, Feste oder Museen. Angebote speziell für Geflüchtete werden seltener wahrgenommen, obwohl die Kontaktmöglichkeit zu Deutschen z.B. bei Begegnungscafés besonders hoch ist. Viel Potenzial für den Kontakt zu Deutschen bieten auch Kitas und eine Arbeitsstelle.

Im Rahmen der Studie über die sozialen Netzwerke von Geflüchteten wollten wir wissen, welche Gelegenheiten die Befragten wahrnehmen oder selbst schaffen, um Kontakte herzustellen. Dafür fragten wir, ob sie ausgewählte Aktivitäten durchführen bzw. bestimmte kontaktrelevante Orte besuchen (oben stehene Grafik).

Mehr als 40% besuchen nie Cafés, Restaurants oder Angebote der öffentlichen Kultur

Aus der Grafik lässt sich erkennen, dass bestimmte Orte und Aktivitäten von einem erheblichen Teil der Geflüchteten nie genutzt werden. Über 40% geben an, keine öffentlichen Kultur- und Konsumeinrichtungen zu besuchen. Der Großteil der Befragten geht keiner erwerbstätigen Arbeit nach und ist auch nicht ehrenamtlich engagiert. Auch Angebote speziell für Geflüchtete nehmen drei von vier Geflüchteten nicht wahr.

Potenzial für Kontakte mit Deutschen ist über die Kita besonders hoch

Wir wollten wissen, wie häufig beim Besuch der genannten Orte und Aktivitäten auch Kontakt zu Deutschen entsteht.

Die folgende Grafik zeigt, dass besonders in der Kita oder Schule des Kindes, am Arbeitsplatz, beim eigenen Ehrenamt sowie bei Angeboten für Geflüchtete gute Möglichkeiten bestehen, mit Deutschen in Kontakt zu kommen.

Grundsätzlich bieten diese Orte also das größte Kontaktpotenzial. Gleichzeitig werden ausgerechnet diese Orte nur von einer Minderheit der Geflüchteten überhaupt besucht.

Dass das eigene ehrenamtliche Engagement das soziale Netzwerk erheblich vergrößern kann, zeigt sich im qualitativen Interview mit Arif. Dass der Besuch von kirchlichen Angeboten zu Kontakten mit Deutschen führen kann, lässt sich gut anhand der Schilderungen von Zahra nachvollziehen.

Wie oft werden Orte besucht und Aktivitäten unternommen?

Neben den Kontakten zu Deutschen wollten wir auch wissen, wie oft die angegeben Aktivitäten und Orte besucht werden - wenn sie denn grundsätzlich genutzt werden. Die Prozentangaben in der Tabelle beziehen sich nur auf den Anteil der Befragten, die diese Aktivität überhaupt wahrnehmen.


täglich mind. 1x in der Woche mind. 1x im Monat seltener
Wohnung von Freunden und Verwandten 4%
51%
36%
9%
Öffentliche Kultur (öffentliche Feste, Museen, Konzerte, Kino, Ausstellungen) 0%
17%
45%
38%
Cafés, Restaurants, Diskos 2%
44%
38%
16%
Kurse 74%
24%
2%
0%
Kirchen für religiöse und nicht religiöse Angebote 0%
33%
32%
35%
Gemeinsamer Sport mit anderen 15%
60%
19%
6%
Moscheen für religiöse und nicht religiöse Angebote 0%
40%
30%
30%
Angebote speziell für Geflüchtete (z.B. Bewohnercafé der GU, Frauentreff, Männercafé, Begegnungscafé) 3%
24%
32%
42%
Kita der Kinder z.B. um Kind zu bringen, abzuholen oder an Festen teilzunehmen 76%
10%
3%
10%
(Berufs-) Schule 82%
19%
0%
0%
Schule der Kinder z.B. um an Festen teilzunehmen 12%
4%
4%
81%
Arbeit 70%
30%
0%
0%
Ehrenamtliches Engagement bzw. arbeiten, ohne Geld zu verdienen 27%
55%
9%
9%

Neben einer (Berufs-)Schule, Kursen oder dem Arbeitsplatz wird vor allem die Kita des Kindes besondes häufig besucht. Aber auch das eigene Ehrenamt sowie der Sport mit anderen werden, wenn, dann relativ häufig ausgeführt.

Frauen eher in organisierteren Kontexten als Männer


Die im Folgenden beschriebenen Zusammenhänge finden sich detailliert in dieser Korrelationstabelle.

Im Vergleich zeigt sich, dass Männer signifikant häufiger Angebote der öffentlichen Kultur nutzen und Cafés, Restaurants und Diskos besuchen als Frauen. Männer geben zudem deutlich häufiger an, gemeinsamen Sport mit anderen zu machen und sind häufiger berufstätig.

Frauen dagegen nutzen zum Zeitpunkt der Befragung häufiger Kurse. Auch der Kontakt zu Kitas besteht bei wesentlich mehr der befragten Frauen. Das liegt jedoch daran, dass unten den befragten Personen, die Frauen häufiger eigene Kinder hatten. Die befragten Männer waren häufiger kinderlos. Vergleicht man nur die Männer und Frauen, die eigene Kinder in Kitas betreuen lassen, besuchen laut Umfrage Mütter wie Väter gleich häufig die Kita ihres Kindes (92% vs. 90%).

Jüngere Geflüchtete sind aktiver

Vergleicht man, wie oft Orte besucht oder Aktivitäten genutzt werden, zeigt sich wie erwartet, dass jüngere Geflüchtete signifikant häufiger in Cafés, Restaurants und Diskos gehen und auch öfter gemeinsamen Sport treiben. Sie treffen auch etwas häufiger Freunde und Bekannte in deren Wohnungen. Jüngere besuchen selbstverständlich häufiger die Schule oder Berufsschule. Ältere Geflüchtete nehmen dagegen signifikant häufiger an Kursangeboten teil, besuchen häufiger die Schule ihres Kindes und arbeiten etwas häufiger.

Nur wenige signifikante Zusammenänge zeigen sich zwischen der Häufigkeit des Besuchs bestimmter Orte und Angebote und dem Bildungshintergrund der Befragten. Höher gebildete Geflüchtete besuchen häufiger öffentliche Kulturveranstaltungen, Befragte mit einer geringeren Anzahl an Schuljahren im Ausland nutzen dagegen etwas häufiger Angebote speziell für Geflüchtete und besuchen öfter die Kita ihrer Kinder.

Außerdem zeigt sich, dass die Nutzung vieler Angebote signifikant mit der Aufenthaltsdauer zusammenhängt: Je länger die Geflüchteten bereits in Deutschland sind, desto häufiger besuchen sie Cafés, Restaurants und Diskos und treiben gemeinsamen Sport mit anderen.