Netzwerk V

Arif ist 2016 über den Familiennachzug nach Deutschland gekommen. Er besucht derzeit ein Gymnasium, um sein Abitur zu machen. Er lebt mit seiner Familie in einer eigenen Wohnung. Nach dem Abitur möchte er gerne studieren.

Arif bewertet seine Eltern sowie seine vier Schwestern und seine zwei Brüder als sehr wichtig. Darüber hinaus besteht nur noch ein enger Kontakt zu einem Syrer, den er in Nürnberg über eine Facebookgruppe kennengelernt hat und den er als besten Freund bezeichnet.

Kontakte durch eigene ehrenamtliche Tätigkeit

Obwohl Arif ein Gymnasium besucht, hat er dort nur einen einzigen sehr wichtigen Kontakt geknüpft . Das große Netzwerk aus Personen unterschiedlicher Herkunftsländer, auch vier Deutsche darunter, ist vor allem durch sein ehrenamtliches Engagement entstanden. Arif engagiert sich in mehreren Projekten in Nürnberg, die den Austausch zwischen Geflüchteten und Einheimischen befördern sollen. Darüber hinaus nimmt er an einem Theaterprojekt sowie einem Musikkurs teil.

Dieses Freizeitleben habe er bewusst auch deshalb aufgebaut, um Kontakte herzustellen: "Und als ich hierher gekommen bin, hatte ich keine Freunde, keinen Kontakt mit irgendjemanden und ich wusste nicht, was ich machen soll. Und ich war immer traurig. (...) Und das war nicht schön. Und als mir die Chancen angeboten wurden, hab ich gesagt: Ja, wieso nicht. Also ich glaube, dass ich alles ausnutzen soll. Und vielleicht etwas Neues lernen kann und das hab ich gemacht."

Anerkennung für sein Engagement erleichtert private Kontakte

Außerdem hat Arif den Eindruck, dass die Anerkennung, die er für sein Engagement erhält, den Kontakt zu Deutschen erleichtert: „Zuerst war das gar nicht so, ich hatte wirklich gar keinen Kontakt mit den Deutschen. Aber als ich mich beweisen konnte […], konnte ich so Kontakt mit den Deutschen machen. Aber vorher konnte ich das nicht machen, weil es immer so ein Stereotyp über die Geflüchteten gibt, sie also nichts schaffen können. […] Aber ja, als ich mit der [ehrenamtlichen] Arbeit angefangen habe, konnte ich wirklich viel Kontakt mit den Deutschen aufbauen.“

"Zurückhaltend und verschlossen"

Auch wenn es Arif gelungen ist, enge Kontakte zu Deutschen aufzubauen, beschreibt er die Kontaktaufnahme als schwierig: "Für mich finde ich, dass die Deutschen wirklich, ehrlich gesagt, zurückhaltend und verschlossen für die neue Leute sind. Immer. So braucht man lange Zeit, um eine Freund mit den Deutschen zu sein. Und das ist ganz anders bei uns, also mit einem Araber kann man schnell ein Freund sein, weil sie wirklich sehr offen sind. Und sie laden direkt die Leute nach Hause zum Essen und so weiter. Aber hier ist es ganz anders, also die Kultur ist ganz anders, deswegen habe ich viel daran gelitten. Aber am Ende konnte ich das bestanden und dann hat es geklappt."

Inzwischen agiert Arif in seinem Freundeskreis als Brückenbauer, der Kontakte zwischen Geflüchteten und Deutschen herstellen kann. Arif empfindet Deutschland als seine zweite Heimat, auch wenn er Vorurteile und Diskriminierung erlebt. Er schätzt vor allem die Demokratie und Freiheit.