Stichprobe
Wir haben insgesamt 150 Erwachsene mit Fluchthintergrund in persönlichen Gesprächen befragt. Die Stichprobe bildet die Grundgesamtheit bzgl. der Aspekte Geschlecht und Alter gut ab. Die ISKA-Studie ermöglicht vor allem Aussagen über arabischsprachige Geflüchtete.
6% der Grundgesamtheit
Die Grundgesamtheit der Studie umfasst 2.728 volljährige Geflüchtete, die zum Zeitpunkt der Befragung (Juni/Juli 2018) in städtischen Gemeinschaftsunterkünften lebten.
Zufällige Auswahl von 16 Gemeinschaftsunterkünften
Um eine möglichst zufällige Auswahl der Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner sicherzustellen, wurden die Unterkünfte per Losverfahren ausgewählt (sogenannte Klumpenstichprobe). Kleine Unterkünfte (mit weniger als zehn arabischsprachigen Erwachsenen) wurden aus organisatorischen Gründen ausgeschlossen. Insgesamt kamen 62 Unterkünfte in Frage. Zwei weitere wurden ausgeschlossen, da sie kurz vor der Schließung standen. Ingesamt wurden 16 Unterkünfte für die Befragung zufällig ermittelt.
In den ausgewählten Gemeinschaftsunterkünften wurden alle Bewohnerinnen und Bewohner, die arabisch oder deutsch sprechen und die zu den Interviewzeiten anwesend waren, befragt. Die Befragungen fanden in der Regel am Nachmittag und am Abend statt, um auch Personen zu erreichen, die einer regelmäßigen Tätigkeit nachgehen.
Die Teilnahme war freiwillig, doch die Bereitschaft dazu war äußerst groß.
Fast zwei Drittel sind Männer
Nach Angaben des Referates für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg verteilen sich die Flüchtlinge in den städtischen Gemeinschaftsunterkünften wie folgt:
- 63% männlich
- 30% weiblich
- 6% ungeklärt
Mit 37,6% gehen Frauen leicht überproportional in die Stichprobe
ein. Wie schon bei den Erhebungen von Nicht
mit leeren Händen stellten wir fest, dass Frauen aus dem
arabischen Kulturkreis für die Teilnahme an der Befragung nicht
schwieriger zu gewinnen sind als Männer.
Über 60% sind jünger als 35 Jahre
Die Altersverteilung unserer Stichprobe ist derjenigen der Grundgesamtheit sehr ähnlich. Diese ist:
- 30% 18- bis 24-Jährige
- 37% 25- bis 34-Jährige
- 26% 35- bis 49-Jährige
- 8% ab 50-Jährige
Vor allem arabischsprachige, muslimische Geflüchtete
Es wurden Geflüchtete befragt, die das Interview auf Arabisch oder Deutsch mit uns führen konnten. Deshalb haben inbesondere Syrer und Syrerinnen sowie Iraker und Irakerinnen an den Interviews teilgenommen und sind in der Stichprobe überrepräsentiert.
In der Grundgesamtheit verteilten sich zum Zeitpunkt der Befragung die Flüchtlinge dieser Herkunftsländer in den städtischen Unterkünften wie folgt:
- Syrien: 30%
- Irak: 31%
- Äthiopien: 12%
- Sonstige: 27%
Es war zu erwarten, dass die große Mehrheit der Befragten muslimischen Glaubens ist.
Zwei Drittel mit Anerkennung
Bemerkenswert ist, dass sehr viele Befragte bereits eine Anerkennung als Flüchtling besitzen (69%) und damit eigentlich berechtigt sind, aus den Gemeinschaftsunterkünften auszuziehen. Doch die Wohnungsnot in Nürnberg macht es in vielen Fällen offensichtlich unmöglich, eine eigene Wohnung zu finden.
Da sich die Studie auf arabischsprachige Geflüchtete fokussiert (die meist aus Kriegsgebieten kommen), ist die Anzahl der Befragten mit Anerkennung in unserer Stichprobe nochmal deutlich höher als in der Grundgesamtheit (52%).
Drei Viertel sind seit mindestens 2 Jahren in Nürnberg
Zum Zeitpunkt der Befragung hatte ein Großteil der Befragten schon über zwei Jahre Zeit, sich in Nürnberg ein soziales Netzwerk aufzubauen.
Jeder Vierte hat studiert
Wir fragten zunächst, ob und wie lange eine Schule besucht wurde.
Daraufhin wurden diejenigen, die mindestens 10 Jahre eine Schule besucht hatten, auch nach einem Studium gefragt. Dabei war nicht relevant, ob das Studium abgeschlossen wurde.
Ein Drittel hat Integrationskurs abgeschlossen
Bei den Ergebnissen von Nicht mit leeren Händen war auffällig, dass viele Geflüchtete noch keinen Integrationskurs besucht hatten. Dies stellt sich bei der Stichprobe von "Mitten in Nürnberg?" anders dar. Die meisten Geflüchteten geben an, dass Sie bereits Kurseinheiten besucht haben.
Aussagekraft der Stichprobe
Die Gemeinschaftsunterkünfte wurden zufällig ausgewählt und die Stichprobe entspricht in wesentlichen Aspekten der Grundgesamtheit. Wir sehen keine Hinweise auf eine eingeschränkte Repräsentativität für die Flüchtlinge, die in städtischen Nürnberger Gemeinschaftsunterkünften leben und arabisch oder deutsch beherrschen.
Die Stichprobe ist nicht repräsentativ für alle in Nürnberg lebenden Flüchtlinge. Bei Flüchtlingen, die bereits aus den Gemeinschaftsunterkünften ausgezogen sind, könnte z.B. ein größeres soziales Netzwerk vorliegen. Über die Gesamtheit der Flüchtlinge in Deutschland können wir keine Aussagen treffen.
Unsere Ergebnisse sind deshalb in erster Linie handlungsleitend für die Nürnberger Stadtverwaltung sowie die Organisationen, die die Nürnberger Gemeinschaftsunterkünfte betreuen.