Stichprobe
Die ISKA-Studie ermöglicht Aussagen über eine Grundgesamtheit von 3.580 Flüchtlingen in städtischen Gemeinschaftsunterkünften in Nürnberg. Mit 277 Befragten erreichten wir 8% der Zielgruppe. Unsere Stichprobe bildet die Grundgesamtheit gut ab.
8% der Grundgesamtheit
Die Grundgesamtheit der Studie umfasst 3.580 Flüchtlingen, die
- volljährig sind,
- aus den Herkunftsländern Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und den GUS-Staaten kommen und
- in einer der insgesamt 176 städtischen Gemeinschaftsunterkünfte in Nürnberg leben.
Von diesen 3.580 Flüchtlingen wurden 277 interviewt. Das entspricht 7,7%.
Die Beschränkung auf die genannten Herkunftsländer erfolgte zum einen aufgrund der guten Bleibeperspektive dieses Personenkreises. Zum anderen konnten wir auf diese Weise mit nur drei Sprachen (arabisch, farsi und russisch) arbeiten.
Durch diese Auswahl wurden rund 15% der Bewohner/innen der städtischen Gemeinschaftsunterkünfte in Nürnberg nicht eingeschlossen (insbesondere Äthiopier).
Auswahl der Gemeinschaftsunterkünfte
Eine Vorauswahl von 30 städtischen Gemeinschaftsunterkünften traf das Referat für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg. Das ISKA wählte daraus 13 Gemeinschaftsunterkünfte – unterschiedlich in Typ und Größe. Es wurde darauf geachtet, dass die Bewohner und Bewohnerinnen das Spektrum der Herkunftsländer entsprechend der allgemeinen Verteilung in Nürnberg repräsentieren.
In den ausgewählten Gemeinschaftsunterkünften wurden jeweils alle Bewohnerinnen und Bewohner, die arabisch, farsi oder russisch sprechen und die zu den Interviewzeiten anwesend waren, befragt. Die Teilnahme war freiwillig. Die Befragungen fanden in der Regel zwischen 15 Uhr und 20 Uhr statt, um auch Flüchtlinge zu erreichen, die einer regelmäßigen Tätigkeit nachgehen, z.B. einen Integrationskurs besuchen.
Die Bereitschaft zur Teilnahme an der Befragung war äußerst groß. Es gab kaum Interviewverweigerungen. Als Problem stellte sich das schöne Wetter heraus, weswegen sich etliche Bewohnerinnen und Bewohner zur Interviewzeit nicht in der Einrichtung befanden.
Fast drei Viertel Männer
Nach Angaben des Referates für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg verteilen sich die Flüchtlinge in den städtischen Gemeinschaftsunterkünften wie folgt:
- 74% männlich
- 24% weiblich
- 3% ungeklärt
Mit 28,5% gehen Frauen leicht überproportional in die Stichprobe ein. Unsere Befürchtungen im Vorfeld, arabischstämmige Frauen seien schwieriger zu erreichen, bestätigten sich nicht.
45% zwischen 25 und 34 Jahren
In der Grundgesamtheit gab es zum Zeitpunkt der Befragung (August/September 2016) folgende Altersverteilung:
- 32% 18- bis 24-Jährige
- 40% 25- bis 34-Jährige
- 22% 35- bis 49-Jährige
- 7% ab 50-Jährige
Wir erreichten die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen leicht unterdurchschnittlich - vermutlich wegen des guten Wetters. Trotzdem ist die Altersverteilung unserer Stichprobe derjenigen der Grundgesamheit sehr ähnlich.
43% aus Syrien
Die Befragung war beschränkt auf Zuwanderer aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und den GUS-Staaten. Die GUS-Staaten umfassen in unserer Stichprobe die Herkunftsländer Ukraine, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Russische Förderation, Weißrussland und Kasachstan. Aus Datenschutzgründen wurden sie nicht separat erfasst.
In der Grundgesamtheit verteilen sich die Flüchtlinge dieser Herkunftsländer in den städtischen Gemeinschaftsunterkünften wie folgt:
- 41% Syrer
- 31% Iraker
- 14% GUS-Staaten
- 13% Iraner
- 1% Afghanen
Während Flüchtlinge aus den arabischsprachigen Ländern fast immer an der Befragung teilnahmen, war der Ausfall bei den Zuwanderern aus den GUS-Staaten größer, so dass wir hier eine gezielte Nacherhebung ansetzten.
Die geringe Zahl der Flüchtlinge aus Afghanistan erlaubt keine herkunftsspezifische Auswertung.
Zwei Drittel mit Aufenthaltsgestattung
Bemerkenswert ist die hohe Zahl an Flüchtlingen, die eine Anerkennung besitzen (36%) und damit eigentlich berechtigt sind, aus den Gemeinschaftsunterkünften auszuziehen. Die Wohnungsnot in Nürnberg macht den Auszug in vielen Fällen offensichtlich nicht möglich.
Für die Grundgesamtheit liegen keine detaillierten Angaben zu den Aufenthaltstiteln der Flüchtlinge vor.
Etwa die Hälfte schon mindestens ein Jahr in Deutschland
Zum Zeitpunkt der Befragung (August/September 2016) war etwa die Hälfte der Flüchtlinge bereits mindestens ein Jahr in Deutschland.
Aussagekraft der Stichprobe
Die Stichprobe entspricht in wesentlichen Aspekten der Grundgesamtheit. Auch wenn die Ziehung nicht als Zufallsauswahl erfolgte, sehen wir keine Hinweise auf eine eingeschränkte Repräsentativität für die Flüchtlinge in städtischen Nürnberger Gemeinschaftsunterkünften.
Nicht repräsentativ ist die Stichprobe bereits für alle in Nürnberg lebenden Flüchtlinge. Bei Flüchtlingen, die bereits aus den Gemeinschaftsunterkünften ausgezogen sind, ist z.B. von einem größeren sozialen Netzwerk und besseren Deutschkenntnissen auszugehen. Über die Gesamtheit der Flüchtlinge in Deutschland können wir keine Aussagen treffen.
Unsere Ergebnisse sind deshalb in erster Linie handlungsleitend für die Nürnberger Stadtverwaltung sowie die Organisationen, die die Nürnberger Gemeinschaftsunterkünfte betreuen.