Motivation Ehrenamt
Die große Mehrheit der Flüchtlinge ist prinzipiell bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Bei der Vorbereitung der Studie diskutierten wir intensiv die Frage, wie man die Bereitschaft für freiwilliges Engagement bei Zuwanderern abfragen kann, in deren Heimatländern es Ehrenamt in dieser Form nicht gibt. Zusammen mit Muttersprachlern entwickelten wir die Frage: "Wären Sie zukünftig bereit zu helfen, auch ohne Geld zu erhalten und freiwillig oder ehrenamtlich Aufgaben zu übernehmen?" Die Flüchlinge wurden gebeten, zwischen den Antwortalternativen "ja, sicher", "ja, vielleicht" und "nein" zu wählen. Die Fragestellung ist angelehnt an den in Deutschland regelmäßig durchgeführten Freiwilligensurvey.
Fast drei Viertel wären kurzfristig bereit
Bei denjenigen, die prinzpiell bereit wären, hakten wir nach, ob sie damit in den nächsten drei Monaten starten würden. Dies bejahten 75%, das entspricht 71% aller Befragten.
Häufig keine Vorstellung, was man ehrenamtlich tun kann
39% derjenigen, die sich sicher oder vielleicht engagieren möchten geben an, dass ihnen das Engagementfeld egal ist. In den Gesprächen gewannen wir den Eindruck, dass viele keine Vorstellung haben, wo und wie sie sich engagieren können.
Jeder Dritte nennt Tätigkeiten im sozialen Bereich. Viele bleiben auch hier unspezifisch. Konkretere Angaben beziehen sich größtenteils auf die Unterstützung von älteren Menschen und Kindern, wobei erstere interessanterweise häufiger genannt werden.
Keine Zeit als häufigster Grund für kein Engagement
Neben zeitlichen und familiären Gründen (häufig gemeinsam genannt) spielt bei der Hälfte der Flüchtlinge, die sich nicht engagieren möchten, fehlende Informationen eine Rolle. Viele wissen nicht, wohin sie sich wenden können.
Männer etwas häufiger bereit, freiwillig zu helfen
Die Frage, ob sie bereit wären, in den nächsten drei Monaten mit dem Ehrenamt anzufangen, bejahen 74% aller Männer und 63% aller Frauen.
Während Männer und Frauen etwa gleich häufig die zeitliche Situation und fehlende Informationen als Grund für kein Engagement angeben, nennen viele Frauen noch familiäre und gesundheitliche Gründe.
Es ist wenig verwunderlich, dass sich die Hälfte der Frauen im sozialen Bereich engagieren möchte. Die Nennungen in den Bereichen Renovieren und Reparieren entfallen fast ausschließlich auf Männer. Allerdings nennt auch ein Drittel der Männer soziale Engagementbereiche.
Engagementbereitschaft bei Iraner/innen am höchsten
Bei der Frage nach der grundsätzlichen Bereitschaft gibt es keine großen Unterschiede nach Herkunftsland.
Dies ändert sich bei der konkreteren Fragestellung. In den nächsten drei Monaten würden mit einem Engagement beginnen:
- 88% der Iraner/innen
- 73% der Iraker/innen
- 67% der Syrer/innen
- 59% der Zuwander/innen aus den GUS-Staaten
Knapp die Hälfte der Iraker- und Syrer/innen antworten bei der Frage, in welchen Bereich sie sich engagieren möchten mit "egal was". Bei den Iraner/innnen und den Zuwanderen aus den GUS-Staaten sind es jeweils nur etwa ein Fünftel. Die Zuwanderer aus den GUS-Staaten können sich neben dem sozialen Bereich vor allem Renovier- und Handwerkstätigkeiten vorstellen. Die Iraner finden sich ebenfalls überdurchschnittlich im Bereich Handwerk, darüber hinaus im Bereich Reparieren.