Berufswunsch
Fast alle Flüchtlinge möchten arbeiten. Viele sind dabei offen für Neues.
Wir fragten die Flüchtlinge, ob sie in Deutschland arbeiten möchten und hakten mit einer offenen Frage nach, in welchem Bereich bzw. Beruf.
91% der Frauen sind sich sicher, dass sie arbeiten möchten
5% meinen "unter Umständen/vielleicht" und nur 4% (drei der Befragten) möchten nicht arbeiten. 90% der Frauen, die im Herkunftsland nicht gearbeitet haben, möchten in Deutschland trotzdem arbeiten, auch wenn sie keine Berufserfahrung mitbringen.
Männer geben zu 96% an, dass sie arbeiten möchten, 3% meinen "unter Umständen/vielleicht". Nur 1% möchte nicht arbeiten.
Die häufigsten Berufswünsche: Friseur, LKW-Fahrer, KFZ-Mechaniker, Elektriker und Koch
Die Grafik zeigt die Verteilung der Berufswünsche auf die Berufsbereiche (siehe Methodik).
Auf der darunterliegenden Ebene der Berufshauptgruppen stechen mit 32 Nennungen wieder die nicht medizinischen Gesundheits- und Körperpflegeberufe hervor (insbesondere Friseur/in, Kosmetiker/in, Altenpfleger/in). Darauf folgt mit 26 Nennungen "Führer/innen von Fahrzeug und Transportgeräten" (in erster Linie LKW-Fahrer/in). 23 Nennungen finden sich in der Berufshauptgruppe "Maschinen und Fahrzeugtechnikberufe" (vor allem KFZ-Mechaniker). 22 Flüchtlinge nennen das Feld "Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe" (z.B. Elektriker/in) und 20 "Lebensmittelherstellung und -verarbeitung" (in erster Linie Koch/Köchin).
Egal was, Hauptsache Arbeiten
Auf die Frage, in welchem Bereich sie arbeiten möchten, zeigen sich 22% derer, die arbeiten möchten, spontan offen für alles. Sie betonen, dass es ihnen egal ist, wo sie arbeiten, Hauptsache, sie dürfen.
Jeder Vierte orientiert sich neu
Wie entwickelt sich der Berufswunsch derjenigen, die bereits gearbeitet haben?
28% wünschen sich eine andere Berufshauptgruppe als die, in welcher sie bereits tätig waren. 38% verteilen ihre Berufswünsche auf mindestens eine bereits praktizierte Berufshauptgruppe sowie mindestens eine neue. 38% verbleiben mit ihrem Berufswunsch in der bereits ausgeübten Berufshauptgruppe. Unspezifisch ("egal was") äußern sich 16% derjenigen, die bereits gearbeitet haben.
Folgende Grafik zeigt die Verschiebungen von bisheriger Berufstätigkeit und Berufswunsch in den verschiedenen Berufsbereichen.
Weniger Handel
Große Veränderungen finden im Berufsbereich "Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus" statt. Nur noch 13 von 51 Personen, die hier gearbeitet haben (25%), möchten dies auch in Deutschland. Der starke Rückgang spielt sich in erster Linie in der Berufshauptgruppe "Einkauf, Vertrieb und Handel" statt. Viele Zuwanderer, die im Herkunftsland eigene (häufig kleine) Geschäfte hatten, verändern ihre Berufsvorstellungen.
Neu einsteigen möchten in den Bereich "Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus" 11 Personen, allerdings vorwiegend in die Berufshauptgruppe "Verkaufsberufe".
Mehr Gesundheit und Soziales
Ganz anders im Berufsbereich "Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung". 30 von 42 Personen, die hier gearbeitet haben, möchten dies auch in Deutschland. Hinzu kommen weitere 30 Personen ohne entsprechende Berufserfahrung.
Die häufigsten in diesem Bereich gewünschten Berufe sind Friseur/in (22 Nennungen), Krankenschwester/-pfleger und Arzthelfer/in (13 Nennungen), Altenpfleger/in (7 Nennungen) sowie soziale Berufe wie Erzieher/in (7 Nennungen).
Während es bei den Friseur/innen keine nennenswerte Steigerung von Berufspraxis zu Berufswunsch gab (21 auf 22 Nennungen), war diese bei den anderen genannten Berufen sehr deutlich: Krankenschwester/-pfleger und Arzthelfer/in (5 auf 13 Nennungen), Altenpfleger/in (1 auf 7 Nennungen) und soziale Berufe wie Erzieher/in (0 auf 7 Nennungen).
Anpassung der Wünsche an den deutschen Arbeitsmarkt
Viele haben sich offensichtlich mit den Berufschancen in Deutschland auseinandergesetzt und ihre Berufswünsche darauf ein Stück angepasst. Diesen Eindruck gewannen wir auch durch die Randbemerkungen etlicher Befragter während der Interviews.