Berufserfahrung

Bei den im Herkunftsland ausgeübten Berufen zeigt sich eine große Vielfalt, wobei praktische Tätigkeiten überwiegen. Die meisten Flüchtlinge haben Berufserfahrung.

Wir fragten, ob im Herkunftsland gearbeitet und ggf. welcher Beruf ausgeübt wurde.

Über 80% mit Berufserfahrung

Es gibt in den Herkunftsländern der Befragten kein betriebliches Ausbildungssystem wie in Deutschland. Berufskompetenzen werden in der Regel durch eine Fachschule, ein Studium oder durch Learning by Doing erworben.

Die häufigsten Berufe: Friseure, Schneider, Händler und Kraftfahrzeugfahrer

In der obersten Grafik werden die ausgeübten Tätigkeiten in die Berufsbereiche der Klassifikation der Berufe eingeordnet (siehe Seite Methodik). Im Folgenden klassifizieren wir auf der Ebene darunter nach den Berufshauptgruppen. Dargestellt werden nur Berufshauptgruppen mit mindestens 5% Nennungen.

Unter den 11% der ehemals Berufstätigen in der Hauptgruppe "Einkauf, Vertrieb und Handel" finden sich Händler unterschiedlichster Sparten (Lebensmittel, Möbel, Autos, Kleidung etc.). Viele von ihnen waren im Herkunftsland als Selbstständige tätig.

In der Berufshauptgruppe "Nicht medizinische Gesundheits-, Körperpflege- und Wellnessberufe, Medizintechnik" befinden sich hauptsächlich Friseurinnen und Friseure (21 Nennungen).

"Führer/innen von Fahrzeugen und Transportgeräten" sind insbesondere LKW-Fahrer (11 Nennungen) und Taxifahrer (10 Nennungen).

In "Textil- und Lederberufe" gibt es fast ausschließlich Schneider (19 Nennungen), in "Innenausbauberufe" z.B. Maler und Lackierer (7 Nennungen), Fliesenleger (3 Nennungen) sowie Tür- und Fensterbauer (3 Nennungen).

Keine Schwerpunkte bei Zuwanderern mit Studienabschluss

Die 35 Personen, die einen Studienabschluss vorweisen können, nennen Berufe, die sich insgesamt 20 Berufshauptgruppen zuordnen lassen. Mit jeweils fünf Nennungen sind "Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe" (z.B. Maschinenbauingenieur) sowie "Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe" (z.B. Gerätereparatur) noch am häufigsten vertreten.

Die Ausübung mehrerer Berufe ist keine Ausnahme

29% der Personen, die im Herkunftsland gearbeitet haben, geben Beschäftigungen aus mindestens zwei Berufshauptgruppen an. Die ausgeführten Berufe sind dabei zum Teil sehr unterschiedlich, z.B. "Friseur und Schweißer", "Goldschmied und Reparatur von Computern", "Friseurin und Rechtsanwältin" oder "Tätowierer und Handwerker".

Jede zweite Frau hat im Herkunftsland gearbeitet

Männer waren insbesondere in den Bereichen "Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung", "Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik" sowie "Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus" tätig. Fast die Hälfte der berufstätigen Frauen haben dagegen Erfahrung im Berufsbereich "Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung".

Berufsfelder varieren nach Herkunftsland

77% der Iraker/innen, 78% der Syrer/innen, 91% der Zuwanderer aus den GUS-Staaten und 95% der Iraner/innen bringen Berufserfahrung mit. Der hohe Anteil ehemals Berufstätiger bei letzteren hängt sicher auch damit zusammen, dass nur zwei der 42 befragten Personen aus dem Iran weiblich sind (5%).

Während jeweils über ein Drittel der Flüchtlinge aus Syrien, Irak und dem Iran im Bereich "Rostoffgewinnung, Produktion und Fertigung" gearbeitet hat, sind es nur 16% der Zuwanderer aus den GUS-Staaten. Diese waren vor allem in den Bereichen "Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung" (26%) sowie "Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung" (23%) tätig.

"Kaufmännische Dienstleitungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus" ist in Syrien (20%) und dem Irak (28%) der zweithäufigste Berufsbereich. 35% der iranischen Flüchtlinge haben dagegen Erfahrung im Berufsbereich "Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik".

Fast alle Schneider/innen kommen aus Syrien

Auffällig ist, dass sich in der Berufshauptgruppe "Textil- und Lederberufe" (insbesondere Schneider/innen) vor allem Syrer/innen befinden (17 Nennungen). Der Bereich "Einkauf, Vertrieb und Handel" wird dagegen besonders von Iraker/innen besetzt (12 Nennungen). Iraner/innen sind überdurchschnittlich in den Berufsfeldern "Metallerzeugung und -bearbeitung" sowie "Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe" vertreten. Die Mehrheit der wenigen Nennungen im Feld "Medizinische Gesundheitsberufe" stammt von Zuwanderern aus den GUS-Staaten (insbesondere Krankenschwestern oder Krankenpfleger).