Zimmer frei für einen Geflüchteten
Zwei Jahre hat Alan Ali aus Syrien bei Sonja Hutterer und ihrem Mann in Vach gelebt. (Foto: Tanja Elm)
07.02.2019 – Sonja Hutterer ist eine von vielen engagierten Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe. Gemeinsam mit ihrem Mann nahm sie einen jungen Mann aus Syrien als Mitbewohner in ihrem Haus auf.
Als vor ca. drei Jahren in Vach eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet wurde, entstanden auch in der Familie von Sonja Hutterer Fragen: Wer sind diese Neuzugezogenen? Und wie wird das Zusammenleben in Vach funktionieren?
"Das Unbekannte ist immer das Problem"
Neugierig geworden, schloss sie sich der Flüchtlingshilfe-Gruppe ihrer Kirchengemeinde an, die Unterstützungsangebote von Deutschhilfe bis zu gemeinsamen Unternehmungen organisierte. Über ihre ehrenamtliche Tätigkeit lernte Frau Hutterer viele Geflüchtete persönlich kennen und schnell wuchs das gegenseitig Vertrauen. „Das Unbekannte ist immer das Problem, wenn man sich dann kennenlernt, sind wir alle nur Menschen“, stellt Sonja Hutterer fest.
Ein Ausflug führte die Ehrenamtliche in den Kinofilm „Willkommen bei den Hartmanns“, bei dem ein Flüchtling bei einer deutschen Familie einzieht. Da sie die Unterbringung der Flüchtlinge in 8-Bett-Zimmern kannte, entstand bei Sonja Hutterer eine Idee: Seitdem ihre erwachsenen Kinder ausgezogen waren, standen zwei Zimmer in ihrem Haus leer. Spontan fragte sie, ob sich denn jemand vorstellen könnte, ihr Mitbewohner zu werden. Ein junger Mann bejahte das sofort: Alan Ali.
Willkommen bei den Hutterers
Zusammen mit ihrem Mann überlegte Frau Hutterer, ob sie dieses Wagnis eingehen wollten: Mit einem jungen Mann aus einem anderen Kulturkreis in der eigenen Wohnung Küche und Bad teilen? Sie entschieden sich, Herrn Ali zunächst ein Zimmer für die Vorbereitung seiner Deutschprüfung zur Verfügung zu stellen. Danach stand der Entschluss fest: Alan Ali zog ein und wurde für die nächste Zeit ihr Mitbewohner.
Herr Ali war schon in seiner syrischen Heimat offen und interkulturell interessiert. Doch auch für ihn war das Zusammenleben eine Herausforderung, bei der er viel lernte; z.B. das deutsche Wort „Stöpsel“. Er kannte dieses Utensil nicht, das fürs Geschirrspülen in einem deutschen Haushalt wichtig ist, denn in Syrien wird Geschirr unter fließendem Wasser abgewaschen.
"Wir haben alle viel gelernt und gewonnen"
Das Ehepaar hat diese Wohngemeinschaft als sehr große menschliche Bereicherung erlebt. "Wir haben alle viel gelernt und gewonnen", resümiert Sonja Hutterer. Sie habe mit Alan einen dritten Sohn bekommen. Auch die Nachbarn reagierten eher neugierig und aufgeschlossen, genauso wie die eigenen Söhne. Und für den jungen Syrer war das Zimmer mit Familienanschluss eine einmalige Chance zur Integration. Inzwischen hat Alan Ali eine eigene Wohnung gefunden. Doch obwohl er nun flügge geworden ist, gehört er weiterhin zur Familie.
In Kooperation mit der Caritas-Flüchtlingshilfe gibt es im Freiwilligen Zentrum Fürth die Projektgruppe „Zimmer frei?!“, die potentielle Vermieter berät und mit Geflüchteten zusammen bringt. Interessierte, die mehr über das Thema erfahren möchten oder selbst ein Zimmer oder eine Wohnung vermieten möchten, können sich gerne bei uns melden unter (09 11) 2 17 47 82 oder per E-Mail an fzf@iska-nuernberg.de.