Präsentation Studienergebnisse auf Kölner Netzwerktagung

Alternativtext für Bild

Der Organisator der Tagung, Dr. Philip Roth, führt in das Programm ein (Foto: Markus Prieske)

12.03.2025 - Julia Schimmer, Geschäftsführerin des ISKA, präsentierte auf der Tagung "Ungleichheit & Netzwerke/Beziehungen" an der TH in Köln einem interessierten Publikum aus Wissenschaft und Forschung Ergebnisse aus ihrer Dissertation.

Auf der Tagung stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Forschungsarbeiten vor, in denen sie sich mit dem Zusammenhang von Ungleichheit und sozialen Netzwerken beschäftigen. Die Tagung fand am 12. und 13.03.2025 an der TH Köln statt und wurde vom Career-Clusters „Soziale Netzwerke und soziale Ungleichheit“ der TH Köln, der Sektion „Soziologische Netzwerkforschung“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie sowie dem DGNet Arbeitskreis „Netzwerke & Kultur“ organisiert.

Ungleiche Netzwerke im Jahr vor der Einschulung

Als Speakerin stellte Julia Schimmer auf der Tagung Teile ihrer Dissertation vor, in der sie die Erwachsenen- und Peerkontakte von N = 100 Kindern im Jahr vor der Einschulung mit Hilfe von Kinder- und Elterninterviews untersucht hat. Die erhobenen Daten wurden schichtspezifisch analysiert: Es wurde geprüft, ob sich die sozialen Kontakte von Kindern, deren Eltern z. B. eine höhere formale Bildung haben, einen Beruf mit höherem Status nachgehen und von einer guten finanziellen Situation berichten, von den Kindern unterscheiden, deren Eltern über weniger kulturelle und ökonomische Ressourcen verfügen.

Schichtspezifische Unterschiede

Julia Schimmer zeigte auf, dass es große schichtspezifische Unterschiede in den sozialen Kontakten der 100 Vorschulkinder gibt. So verfügen Kinder mit einer geringeren familialen Ressourcenausstattung z. B. über deutlich weniger Kontakte zu Erwachsenen außerhalb der Kernfamilie, die sich intensiver mit dem Kind beschäftigen, mit ihm etwas unternehmen oder ihm etwas beibringen, als Kinder von Eltern mit hohen Bildungs- und Berufsabschlüssen (2,6 Erwachsenenkontakte vs. 6,5 Erwachsenenkontakte).

Netzwerke stark abbhängig von Ressourcenausstattung

Zudem sind die außerfamiliären Erwachsenen- und Peernetzwerke der Kinder stark sozial segregiert, obwohl die Kinder in sozial durchmischten Kitas betreut werden und in diesen schichtübergreifende Freundschaften führen. Beispielsweise haben Kinder, deren Eltern studiert haben, in ihrer Freizeit fast ausschließlich Kontakt zu Kindern, deren Eltern ebenfalls studiert haben. Dagegen haben Kinder mit niedriger familialer Ressourcenausstattung nur sehr selten außerhalb der Kita Kontakt mit Akademikerkindern.

Interessiertes Fachpublikum

Das Publikum zeigte sich sehr interessiert an den umfangreichen Ergebnissen zu den sozialen Kontakten der Kinder, auch weil die sozialen Netzwerke dieser Altersgruppe bisher auch international kaum erforscht sind. In weiteren Tagungsbeiträgen wurden außerdem geschlechtspezifische, alterspezifische oder ethnische Ungleichheiten in sozialen Beziehungen bzw. Netzwerken diskutiert.

Dissertation an der Uni Mainz in Kooperation mit dem ISKA

Die Dissertation von Julia Schimmer mit dem Titel "Soziales Kapital in der frühen Kindheit - Schichtspezifische Netzwerke und Bildungsorientierungen von Kindern im Jahr vor der Einschulung" ist an der Universität Mainz angesiedelt, gleichzeitig findet eine enge Kooperation mit dem ISKA statt. So sind Teile der Forschungsfragen in Diskussionen der AG Bildungsgerechtigkeit entstanden. Durch Kolleginnen und Kollegen des ISKA wurde zudem der Zugang zu den Kitas hergestellt, in denen die Untersuchung durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der Disseration sowie mögliche Folgen für unsere Kindertageseinrichtungen werden in der AG Bildungsgerechtigkeit diskutiert. Zum Beispiel ergibt sich für die Kita-Praxis die Frage, wie Pädagoginnen und Pädagogen selbst schichtübergreifende Kontakte in der Kita befördern können - denn dies unterstützt die Reduzierung von Bildungsungleichheit und fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Veröffentlichte Artikel

Die Ergebnisse der kumulativen Dissertation werden in Artikeln veröffentlicht. Wer sich für die außerfamiliären Erwachsenen- und Peerkontakte der Kinder interessiert, kann hier weiterlesen:

Schimmer, J. (2024a). Soziales Kapital im Jahr vor der Einschulung. Herkunftsspezifische Netzwerke außerhalb der Kernfamilie. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 19(1), 21–42.

Wer sich für die Freundschaften der Kinder in der Kita interessiert, findet hier weitere Informationen:

Schimmer, J. (2024b). Homophilie im Kindergarten? Freundschaften im Jahr vor der Einschulung. Zeitschrift für Bildungsforschung.