Tanja Betz: Elternarbeit gegen Bildungsungleichheit?
(Foto: Roland Huber)
15.04.2019 - Prof. Dr. Tanja Betz referierte am 15.04.2019 in unserer Kita MIKRO über die Chance, durch die Zusammenarbeit mit Familien Bildungsungleichheit entgegen zu wirken.
Tanja Betz ist Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kindheitsforschung an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Frau Betz promovierte zum Thema "Ungleiche Kindheiten" in Trier. Sie arbeitete am Deutschen Jugendinstitut e.V. in München (DJI) und war Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Die Reproduktion sozialer Ungleichheit sowie die Kompensation ungleicher Startchancen sind nach wie vor wichtige Schwerpunkte ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit. Diesem Thema widmet sich auch ihr Vortrag: "Zusammenarbeit mit Familien in der frühen Bildung, Betreuung und Erziehung: Ein Beitrag zu weniger Bildungsungleichheit?"
Mehr Chancen durch die Einbeziehung von Eltern?
Bildungsschancen sind in Deutschland ungleich verteilt. Benachteiligungen entstehen meist schon vor der Schulzeit. Darum wird in Fachkreisen seit Jahren diskutiert, wie Kitas mit sozialer Ungleichheit umgehen können, um zu mehr Bildungsgerechtigkeit beizutragen.
Sehr vielversprechend dafür erscheint eine intensive Zusammenarbeit mit den Eltern, aber wie begründet ist diese Hoffnung? Tanja Betz zeigt mit Hilfe zahlreicher Studien auf, wie sich Ungleichheiten in Kitas darstellen, wie Elternbeteiligung praktiziert wird und wo Stolpersteine auf dem Weg zu einer bildungsgerechten Kita liegen.
Partner auf Augenhöhe?
Dabei wird das individuelle Handeln von Fachkräften, Eltern und Kindern in den Fokus gerückt und auch die viel zitierte "Bildungs- und Erziehungspartnerschaft" auf den Prüfstand gestellt. Ist eine Kooperation von Familien, Betreuungs- und Bildungseinrichtungen auf Augenhöhe nur ein Ideal? Mit Verweis auf die sozialen Lebensrealitäten und die ungleichen Machtverhältnisse stellt Frau Betz zur Diskussion, inwieweit man in der Praxis wirklich von einer gleichrangigen Beziehung zwischen allen Beteiligten sprechen kann.
Weiterführende Links und Literatur
Experteninterview mit Frau Prof. Dr. Betz im Rahmen des Bundesprogramm "Sprach-Kitas"
Betz, T., Bollig, S., Joos, M., Neumann, S. (2018): Gute Kindheit. Wohlbefinden, Kindeswohl und Ungleichheit. Weinheim Basel: Beltz Juventa.
Betz, T., Bischoff, S., Eunicke, N., Kayer, Laura B., Zink, K. (2017): Partner auf Augenhöhe? Forschungsbefunde zur Zusammenarbeit von Familien, Kitas und Schulen mit Blick auf Bildungschancen. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.
Betz, T. (2015): Das Ideal der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft
Betz, T. (2009): Kindheitsmuster und Milieus. Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ), (17), 14–20.Betz, T. (2007): Ungleiche Kindheiten. Theoretische und empirische Analysen zur Sozialberichterstattung über Kinder. Weinheim: Juventa.