Sexuelle Gewalt

Zur körperlichen Gewalt zählt auch sexuelle Gewalt - nach wie vor als Tabuthema, insbesondere wenn Männer betroffen sind. Hierzu zählt unter anderem der Zwang zu sexuellen Handlungen oder auch das Aufdrängen gegen den eigenen Willen, bis man das Gefühl hat, nicht mehr "Nein" sagen zu können. Dies kann von sexuell übergriffigem Verhalten bis hin zu schweren Straftaten wie Vergewaltigung reichen.

Nicht selten findet im Zusammenhang mit Häuslicher Gewalt auch sexuelle Gewalt statt. Dass auch Männer davon betroffen sein können, ist dabei vielen nicht bewusst oder wird als Thema abgewertet. Wegen gesellschaftlicher Rollenbilder und Stereotype, z. B. dass der Mann ja „sowieso immer will“, wird vielfach leider nicht anerkannt, dass auch Männer Handlungen gegen ihre sexuelle Selbstbestimmung erleben können.

Bedrängen, erzwungene Intimität, sexuelle Übergriffe

Innerhalb einer Partnerschaft setzen manche ein Recht voraus, über den anderen sexuell verfügen zu dürfen. Doch wenn "Verführungsversuche" penetrant und aufdringlich werden und ein "Nein" oder andere Grenzsetzungen missachtet werden, ist das sexuell übergriffiges Verhalten. Betroffene berichten z. B. davon, dass die Partnerin oder der Partner sich „eben genommen hat, was sie/er wollte“. Auch von körperlichen Kontrollen im Intimbereich wegen massiver Eifersucht wird berichtet, um sicherzugehen, dass die Person nicht fremdgeht. Sexuelle Häusliche Gewalt an Männern kann aber auch von anderen Familienangehörigen ausgehen und von aufdringlicher Nähe und Berührungen bis zur Vergewaltigung gehen.

Folgen sind Scham- und Schuldgefühle, Verletzungen und Traumata

Sexuelle Gewalt kann je nach Ausprägung von körperlichem Unbehagen und Schuldgefühlen, bis hin zu einer enormen psychischen Belastung, körperlichen Verletzungen und Traumata reichen. Betroffene empfinden meist große Scham und es fällt ihnen häufig schwer, das Erlebte selbst als sexuelle Gewalt zu benennen. Der Stereotyp des „starken Mannes“, der sich „doch wehren könnte“, erschwert es Betroffenen zusätzlich sich jemandem anzuvertrauen. Kommentare aus dem Umfeld, wie "Sei doch froh, dass er/sie dich begehrt" oder "Ist doch süß, dass er/sie einfersüchtig ist" stellen die Gefühle und Grenzen des Betroffenen in Frage.

Sexuelle Gewalt an Männern: oft schwer vorstellbar und nicht ernst genommen

Besonders in Partnerschaften scheint die Vorstellung schwerzufallen, dass Männern sexuelle Gewalt widerfahren kann, obgleich dies durch Statistiken und Befragungen (z. B. vom Bundeskriminalamt) längst bestätigt ist. Oft sind auch Freunde und Familie überfordert, wenn ein betroffener Angehöriger davon berichtet. Aus Unsicherheit wird dann oft nur eine flapsige Bemerkung gemacht, um mit Humor den Ernst aus dem Thema zu nehmen oder einfach schnell das Gesprächsthema gewechselt. Das kann Betroffene entmutigen, von dem Erlebten zu berichten.

Wir bieten Betroffenen einen vorurteilsfreien Raum, in dem Sie vertraulich über das Erlebte sprechen können. Auch Angehörige können sich bei uns beraten lassen. Bei vergangenen sexuellen Gewalttaten unterstützen wir auch bei der Antragstellung beim Fond Sexueller Missbrauch. Personen, die aktuell nicht von Häuslicher Gewalt betroffen sind, aber vergangene sexuelle Gewalterlebnisse aufarbeiten möchten, finden bei der Avalon Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, Beratung und Prävention e.V. Unterstützung.

Quellen:

Bundeskriminalamt. (2023). Häusliche Gewalt – Bundeslagebild 2022,

Schemmel, Goede, Müller. (2024). Gewalt gegen Männer in Partnerschaften – Eine empirische Untersuchung zur Situation in Deutschland.