Apotheke macht auf Häusliche Gewalt aufmerksam

Einblicke - Theresa Severloh vor dem Schaufenster der Moritzapotheke (Foto: Philipp Schmuck)
01.04.2025 - „Gehen Sie weiter… Hier gibt es nichts zu sehen!“, informiert ein Schriftzug in der Moritzapotheke in Nürnberg die Passanten. Mit dieser ungewöhnlichen Schaufenster-Dekoration macht die Apotheke in der Moritzbergstraße in Nürnberg im Monat April auf Häusliche Gewalt aufmerksam, die oft im Verborgenen stattfindet und unbemerkt bleibt.
„Gehen Sie weiter… Hier gibt es nichts zu sehen!“ ist vielleicht eine ungewöhnliche Wortwahl für eine Schaufenster-Dekoration. Schließlich möchte man damit in der Regel genau das Gegenteil erreichen: dass Menschen hinsehen. Doch mit dieser umgekehrten Taktik zieht das Schaufenster erst recht Blicke auf sich.
Nachgestellte Szenen Häuslicher Gewalt
Wenn man dann an das Fenster der Apotheke herantritt, sieht man in zwei kleine Räume hinein, in der häusliche Situationen mit Spielfiguren nachgestellt sind. Jedoch stellen diese Dioramen keine friedlichen Familiensituationen dar, sondern Szenen Häuslicher Gewalt. Im Hintergrund kann man nachlesen: „Häusliche Gewalt betrifft auch Männer“. Mit dieser Aktion will die Beratungstelle Häusliche Gewalt gegen Männer (BHGM) auf die Thematik aufmerksam machen.
"Hier gibt es nichts zu sehen!“
Häusliche Gewalt geschieht hinter verschlossenen Türen, ist meist für Menschen im Umfeld, bei der Arbeit oder für Freunde nicht sichtbar. Betroffene selbst können oder wollen oft lange Zeit nicht erkennen, dass das Erlebte Gewalt ist, vielleicht um die Beziehung und die Familie aufrecht zu erhalten. Manchmal geschehen Dinge wie Anschreien, Beleidigen oder Schlagen auch schon so lange, dass es zur Normalität geworden ist, und von den Betroffenen nicht als Gewalt identifiziert wird. Gleichzeitig sehen auch Personen aus dem Umfeld oft weg, wenn sie ahnen oder mitbekommen, dass Gewalt stattfindet. Viele wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen, ob und wie sie helfen können oder denken, sie dürften sich nicht in fremde, private Angelegenheiten einmischen.
Häusliche Gewalt gegen Männer – oft unsichtbar und unbeachtet
Insbesondere bei gewaltbetroffenen Männern sind viele unsicher und überfordert, da das Thema nach wie vor wenig Beachtung findet und Hilfsmöglichkeiten weniger bekannt sind. Auf dieses Spannungsfeld soll mit den Worten in dem Schaufenster hingewiesen werden. Die Beratungsstelle möchte aufzeigen, dass es Häusliche Gewalt gegen Männer gibt und vor allem, dass es Hilfe gibt. Sowohl Betroffene als auch Angehörige, Freunde oder Fachkräfte, die Gewalt vermuten oder mitbekommen, können sich an die Beratungsstelle wenden.
Ein Beispiel gelungener Netzwerkarbeit
Um über die Thematik Häusliche Gewalt gegen Männer aufzuklären und darauf aufmerksam zu machen, ist die Beratungsstelle auf die Zusammenarbeit mit Einrichtungen angewiesen, die Offentheit für das Thema und neue Konzepte zeigen. Mit der Leitung der Moritzapotheke ist die Beratungsstelle auf einen solchen Kooperationspartner gestoßen. Auf einem Fachtag zum Thema Männergesundheit entstand der Kontakt zu Leiterin Frau Schlenk, die auf die große Reichweite von Aptoheken und den Kontakt zur Zielgruppe aufmerksam machte. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, die Ausstellungsfläche der Apotheke für diese Aktion zu nutzen, wofür die Beratungsstelle enorm dankbar ist.