Fünf Jahre BHGM - die Beratungsstelle feiert Jubiläum
Das Team der BHGM. Von links nach rechts: Philipp Schmuck, Michael Grodd, Theresa Severloh, Dirk Geldermann (Foto: Tanja Elm)
12.12.2024 - Seit mittlerweile fünf Jahren beraten Philipp Schmuck und sein Team nun von Häuslicher Gewalt betroffene Männer. Nach einem schwierigen Start während der Pandemie sind inzwischen Netzwerk, Bekanntheit, Nachfrage und auch das Team gewachsen. Heute hat sich die BHGM als kompetente und geschätzte Anlaufstelle in Nordbayern etabliert.
Dieses Jahr am 15. November feierte die Beratungsstelle Häusliche Gewalt gegen Männer (BHGM) ihr fünfjähriges Bestehen. Der Start für die Beratungsstelle Ende 2019 war nicht einfach: Kurz nach Eröffnung verhinderten die Lockdowns die notwendige Vernetzung der Beratungsstelle und die niedrigschwellige Kontaktaufnahme von Betroffenen. Beratungsgespräche in Präsenz waren zeitweise nur draußen und auf Abstand möglich. Auch das Vorstellungsgespräch 2021 mit dem neuen Kollegen Dirk Geldermann wurde auf langen Spaziergängen durch die Stadt geführt. Dabei wurde gemeinsam überlegt, wie die Zukunft der Beratungsstelle auch während der Coronapandemie aussehen könnte.Beratung für Betroffene in ganz Nordbayern
Nachdem das Staatsministerium zunächst den Startschuss für eine Beratungsstelle für Mittelfranken in Nürnberg gab, wurde das Zielgebiet schon kurze Zeit später auf ganz Nordbayern ausgeweitet. Um diesem großen Gebiet gerecht zu werden, wurde das Konzept weitergedacht. Motiviert durch die ehemalige würzburger Gleichstellungsbeauftragte Petra Müller-März sollte Beratung nun auch in Unterfranken vor Ort stattfinden können. „Und da kam dann die Frage auf: Warum denn in Unterfranken und nicht z.B. auch in der nördlichen Oberpfalz?“, erinnert sich Philipp Schmuck, Leitung der Beratungsstelle. „Ein Betroffener aus Hof sollte genauso die Möglichkeit haben, persönlich beraten zu werden, wie ein Mann aus Nürnberg.“ Und so wurde entschieden: Wenn, dann auch richtig - und für ganz Nordbayern!
Zu Beginn insbesondere Netzwerk- und Aufklärungsarbeit
Mit Hilfe von Kooperationspartnern konnte tatsächlich eine Vor-Ort-Beratung in jedem Regierungsbezirk etabliert werden. Mittlerweile bietet die Beratungsstelle in Nürnberg, Fürth, Aschaffenburg, Würzburg, Bayreuth, Hof und Neumarkt in der Opferpfalz regelmäßig persönliche Beratungstermine an. Zunächst hielt sich die Kontaktaufnahme durch Betroffene in Grenzen. Die Beratungsstelle leistete vor allem zu Beginn viel Netzwerk- und Aufklärungsarbeit, um für das Thema zu sensibilisieren und auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Dabei stieß sie auch nicht selten auf Unverständnis oder sogar Ablehnung: „Häusliche Gewalt an Männern, das gibt es doch gar nicht“, oder „eine Beratungsstelle für Männer, braucht es das wirklich?“, waren einige Reaktionen.
Viel positive Resonanz und Zuspruch
Gleichzeitig erfuhr die Beratungsstelle auch viel Zuspruch und konnte sich bei regionalen Runden Tischen und Arbeitskreisen zum Thema Häusliche Gewalt einen Platz erarbeiten. Fachpersonal, welches bereits mit betroffenen Männern Kontakt hatte, freute sich über das neue Angebot für Menschen, für die bis dato schlicht keine Anlaufstelle existierte. Außerdem konnten Fachkräfte mit dem neuen Wissen sensibler auf die Situationen von Männern schauen und Betroffene an uns weitervermitteln. Durch Zeitungsartikel und Interviews der Beratungsstelle konnten Betroffene und auch Angehörige erreicht werden, die dadurch ihre Situation erst erkannten und Kontakt zu uns aufnahmen.
Mit der Nachfrage wächst auch das Team
Durch die immer bessere Vernetzung und zunehmende Bekanntheit bei Fachkräften sowie die allgemeine Sensibilisierung für das Thema, stieg bei der Beratungsstelle auch bald die Nachfrage. Das Thema stieß auf wachsendes Interesse; auch bei der damaligen Psychologie-Absolventin Theresa Severloh, die sich erst für ein Praktikum bewarb und anschließend als Werkstudentin im Masterstudium der Beratungsstelle erhalten blieb. Seit Herbst 2024 freut sich das Team nun mit Michael Grodd zu viert zu sein, der durch seine Qualifikationen noch weitere Perspektiven einbringt. Gemeinsam konnten bereits viele Veranstaltungen zur Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit und Prävention umgesetzt werden. Es wurden Netzwerke gepflegt und Kontakte zur Polizei und anderen Stellen geknüpft.
BHGM leistet weiterhin Pionierarbeit
Nicht immer fiel dies leicht: Es gab auch Widerstände zu überwinden, Vorurteile zu nehmen und immer wieder die eigenen Arbeit darzulegen. Auch mit Blick auf die Betroffenen wird immer wieder deutlich, wie viel Arbeit tatsächlich noch zu tun ist. Studien zeigen, dass sich lediglich 8 % der von Häuslicher Gewalt betroffenen Männer bei Beratungsstellen oder Polizei Unterstützung holen (Schemmel et al, 2024). Dies macht deutlich, wie groß der Anteil der gewaltbetroffenen Männer ist, die es mit unserem Hilfsangebot noch zu erreichen gilt. Da es seit dem Aufbau der Beratungsstelle Häusliche Gewalt gegen Männer wenig Vorbilder gibt, die als "Best Practice"-Beispiele zu diesem Thema diesen können, leistet die BHGM in vielerlei Hinsicht weiterhin Pionierarbeit.
Unterstützen Sie die Beratungsstelle!
Die Mitarbeitenden blicken motiviert auf die Weiterentwicklung der Beratungsstelle. So soll u. a. im Jahr 2025 eine autonome Außenstelle für Unterfranken entstehen. Damit die Beratungsstelle auch weiterhin ihr Ziel verfolgen kann, mit betroffenen Männern Lösungswege aus der Gewalt zu finden, freuen wir uns über jede Spende, die unsere Arbeit unterstützt!